Restaurieren von alten Möbeln

Einen großer Teil unserer Wohnungseinrichtung besteht aus "antiken" Bauernmöbel, die wir selbst wieder restauriert haben.

Durch meine Arbeitsstelle hatte ich einige Zeit "Zugriff" auf interessante, unrestaurierte Stücke, da mein Arbeitgeber so nebenbei mit Antiquitäten handelt.
So war es möglich, relativ günstig an ansprechende Möbelstücke zu kommen: Nach der teils recht aufwendigen Restauration sind einige recht ansprechende (und auch praktische) Stücke entstanden!
Außerdem sind alte Möbel handwerklich gefertigt und sehr robust.
Wer schon mal "moderne" Spanplattenmöbel mehrere Male zerlegt und umgezogen hat, der wird wissen, wovon ich spreche!
Außerdem sind diese Möbel sehr zeitlos und immer repräsentativ.

Wohnzimmerschrank Wie dieser ehemalige Kleiderschrank, der nun als Wohnzimmerschrank fungiert. Die Türfüllungen wurden durch Glasscheiben mit leicht unregelmäßiger Struktur ersetzt: (Glaskosten: ca. 170DM)
Der Schrank ist zweigeteilt und kann zum Transportieren in der Mitte auseinandergeteilt werden.
Der Schrank war in relativ schlechtem Zustand, einige Vorbesitzer hatten einfach einige Ornamente und Verzierungen abgesägt, damit der Schrank wohl besser "eingepaßt" werden konnte.
Die abgetrennten und fehlenden Teile wurden aus mehrfach verleimten alten und überzähligen Schrank-Brettern neu geschnitzt und geformt, und mittels Holzdübeln wieder angepaßt.
Die früheren Amputationen fallen nur noch bei genauem Hinsehen auf!










Hier einige weitere Beispiele:

Kommode Diese Kommode ist ebenfalls in das 19.Jahrhundert zu datieren:
Sehr interessant sind die Messingbeschläge, die mit verschiedenen Mustern und Motiven versehen sind.
Die Beschläge waren nur noch teilweise vorhanden. Sie wurden abgeformt, und neu gegossen, sämtliche Griffe wurden so wiederhergestellt.
Die Kommode bietet sehr viel Platz, da sie sehr tief ist. (Maße (B*H*T) ca. 120cm*90cm*90cm)

Auch hier war Wurmbefall ein Thema, das wir erst nach einem zweiten Anlauf in den Griff bekamen.






Bücherschrank Auch dieser ehemalige Kleiderschrank wird von uns nun als Gläserschrank im Wohn-Esszimmer genutzt.
Er gefällt durch seine reichen Verzierungen und seinen sehr guten Zustand.
Dem Schrank fehlte die Tür (er wurde zuletzt als offener Bücherschrank benutzt). Der Türeinsatz wurde von uns komplett neu erstellt:
Dazu wurden Bretter von einem alten, kaputten Bett (Fichte natur) von einem Schreiner zusammengeleimt, um die notwendige Materialstärke zu erhalten, dann wurden hieraus die Einzelteile der Tür gesägt. Diese wurden verblattet und zu einem Türrahmen zusammengeleimt. Mit einer Oberfräse wurden die Falze für den Glaseinsatz erstellt. Das Glas ist eine einfache 3mm-Glasscheibe, die wir für ca. 20DM beim Glaser passend zuschneiden ließen. Die Türbeschläge und Schlösser sind aus dem einschlägigen Zubehörhandel (Antiquitäten) bestellt.

Der Schrank kann nun verschlossen werden (ist wegen Verstauben sehr praktisch), und sieht recht repräsentativ aus!










ehem. Sakristeischrank: (ohne Bild)
sehr dunkel getönter, massiver zweitüriger Schrank mit diagonalen Eckflächen.
Der Schrank wurde anscheinend früher zur Aufbewahrung der Meßgewänder benutzt.
Er roch noch sehr stark nach Weihrauch!
Der Schrank war durch längere Standzeit sehr stark Wurmbefallen.
Da wir vor unserem Hausbau keinen Platz mehr hatten, lagerten wir den Schrank in einem Schuppen für zwei Jahre ein. Dies tat dem Schrank aber nicht allzu gut!
Mit einigen Litern Holzwurm-Mittel (mit Injektionsnadeln direkt in die Wurmgänge eingebracht) und einigen Tagen Arbeitszeit wurde der Schädlingsbefall mittlerweile gestoppt.

Größe (H*B*T): 200cm*120cm*80cm
Der Schrank ist ungewöhnlich massiv und schwer, er läßt sich auch nicht teilen.
Ein Blickfang ist das aufwendige und riesige Schloß, das nachwievor gängig ist!
Dieser Schrank dürfte sogar ins 18. Jahrhundert zu datieren sein!



Restaurierung

Die Möbelstücke wurden mit der Hand mit unterschiedlich grober Stahlwolle abgezogen. Elektr. Schleifgeräte kamen nicht zum Einsatz, da hier ein zu starker Materialabtrag mit zerkratzter Oberfläche zu bemängeln gewesen wäre.
Durch das Abziehen mit Stahlwolle werden die weicheren Teile das Maserung abgetragen, die härteren Maserungs-Stege des Holzes bleiben stehen. Dadurch wird kein zu starker Materialabtrag gewährleistet, wobei die Holzreinigung und Aufbereitung im Vordergrund steht. Die so bearbeiteten Holzflächen wurden danach mit streichfähigem Bienenwachs "eingelassen". Überflüssiges Wachs wird nach einer gewissen Trockungs- und Einzugszeit mit Lappen wieder entfernt.
Je nach Holzzustand kann auch ein zweiter Wachsvorgang notwendig werden, vor allem dann, wenn das Holz das Wachs sehr schnell oder komplett aufgesogen hat.
Mit Wurzelbürsten kann das Wachs besser ins Holz eingearbeitet werden. Die Holzflächen werden so auch leicht poliert, was eine ansehliche Optik gewährleistet.
Außerdem sind die Holzflächen so sehr gut zu pflegen!

Teilweise wurden fehlende Teile ersetzt. Vor allem bei den (meist fehlenden) Beschlägen versuchten wir, den Stil der Möbelstücks zu berücksichtigen.

Weitere Möbelstücke mit Altertumswert (schon restauriert oder noch zu restaurieren):